Eine Frage, die die Orgelbauer (auch) sehr beschäftigte: was tun mit den vorhandenen Gehäusefragmenten?
Eines war klar: die Gehäuseteile mussten im neuen Instrument Verwendung finden.
Ferner ist es jedoch auch ein Anliegen von Orgelbau Schulte, dass eine Orgel nach aussen hin das zeigt, was sie innen beinhaltet.
Oliver Schulte suchte die Symbiose: den neogotischen Teilen sollten moderne Elemente gegenüberstehen, gleichberechtigt, aber stilistisch deutlich voneinander getrennt.
Etliche Gespräche mit seinem Vater Siegfried Schulte (und noch mehr Kaffees) später stand der Entwurf: die Oberflächen der historischen Teile wurden abgetragen und erhielten eine Behandlung mit leicht weiß pigmentiertem Wachs. Diverse Profile wurden mit Blattgold belegt.
Die alten
Zink-Prospektpfeifen (viele davon mehr flach als rund, s.
Bildergalerie) waren bis dato mit Goldbronze bestrichen. Da
die Pfeifen jedoch seinerzeit von der Gemeinde selbst
demontiert wurden, sahen sowohl Pfeifen als auch Goldanstrich
leider sehr ramponiert aus.
Man entschied sich für eine spezielle Behandlung: die Pfeifen
(u.a. der fast 6 m lange offene 16') wurden in einer
Spezialfirma mit Glasperlen beschossen und erhielten so ihr
neues, sehr charakteristischen Äußeres.
Als Gegenpol zu den alten Bauteilen erschienen vier schlanke Flächen: mattschwarz lackiert und mit neuen Prospektpfeifen, die auf einzelnen Edelstahlapplikationen förmlich zu schweben scheinen.
Die moderne Formensprache sollte der Neogotik keinesfalls "die Schau stehlen", sondern den besonderen Kontext dieses Instrumentes unterstreichen - ein Spiel der deutlichen Kontraste, sei es in Form, Farbe oder Material.